Vorzeichen Christiane Frohmann, Simoné Goldschmidt-Lechner und Ralph Tharayil im Gespräch mit Maha El Hissy 10.12.24 in Berlin, Literarisches Colloquium Berlin
Informationen
Dienstag | 10. Dezember 2024 | 19.30 Uhr
Vorzeichen
Christiane Frohmann, Simoné Goldschmidt-Lechner und Ralph Tharayil im Gespräch mit Maha El Hissy
Vor Ort und im Livestream
Anfang des Jahres 2024 ist die Literaturreihe ›Vorzeichen‹ als Kanonkritik ins Leben gerufen worden. ›Vorzeichen‹ legt den Fokus auf das Lesen als machtkritische Praxis und beleuchtet die Fragen wen und was, vor allem aber: wie wir lesen. In Autor∙innen-Lesungen, Vorträgen, Interventionen und Performances sowie Buchbesprechungen auf Instagram hat Vorzeichen die Vielzahl an Texten, Schreibformen, Ästhetiken, Diskursen und Topoi beleuchtet, die jenseits hegemonialer Kanonisierungsprozesse entstehen. In der Musik markieren Vorzeichen zu Beginn oder auch innerhalb einer Musikkomposition, etwa ein ♯ oder ein ♭, eine Verschiebung innerhalb des Notensystems hin zu einer anderen, neuen Tonart. In Analogie dazu gab das Ensemble von Texten und Stimmen Denkanstöße, die die Vorstellung von einem einheitlichen, geschlossenen Kanon, der nach ästhetischer Richtschnur einige Werke zu Klassikern kürt und andere marginalisiert, zerstören.
Die Abschlussveranstaltung leitet die Autorin und Verlegerin Christiane Frohmann mit Überlegungen zum Schreiben aus marginalisierter Sicht und zur Arbeit des Literaturbetriebs gegen rechts ein. Daran anschließend finden Lesung und Gespräch mit den Autor∙innen Simoné Goldschmidt-Lechner und Ralph Tharayil über ihre Bücher »Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)« (Matthes & Seitz Berlin, 2024) und »Nimm die Alpen weg« (Voland & Quist, 2023) statt. Tharayil erzählt in Bildern von einer Kindheit in der Schweiz, von einem anonymen Geschwisterpaar, von Ma und Pa, von Küchen, Kochschürzen und Telefonzellen, den Gebirgen und der Schweiz. Goldschmidt-Lechners Buch ist die Geschichte von Rahel, die eine Vergewaltigung zur Anzeige bringen muss. In einer Opfer-Hierarchie hat aber nicht jede Person Anspruch auf Hilfe, während einige Täter "glaubwürdig" erscheinen. Realität und Fiktion sind so miteinander verwoben, dass erstere in letztere einbricht und beim Erzählen die literarische Form aufbricht. Simoné Goldschmidt-Lechner und Ralph Tharayil zeigen in ihrem Werk, wie literarische Genres und Erzählformen nur politisch sein können.
Es moderiert Maha El Hissy, die die Veranstaltung kuratiert. ›Vorzeichen. Wen, was und wie wir lesen‹ ist ein gemeinschaftliches Projekt der Goethe-Institute Nordwesteuropa.
Eintritt 8 € / 5 € / digital kostenfrei.