Sei nich' assi! Kalkül und Ethik in der Soloselbstständigkeit Vortrag mit Andreas Förster 07.05.22 in Berlin, Lettrétage

Das Märchen vom Tellerwäscher und vom Millionär ist nichts als das: ein Märchen. Und Altersarmut nach einem prekären Arbeitsleben: die Regel. Egal, fürs Finanzamt sind wir Literaturübersetzerinnen jedenfalls Unternehmen, für Auftraggeber sind wir Arbeitskräfte. Und ob die Verlage nun Milliardenumsätze machen oder große Literatur im kleinen Programm bringen, beim Honorar stoßen wir schnell an eine gläserne Decke. Warum es sich dennoch lohnt, auch auf gefühlt verlorenem Posten zu verhandeln. Was die drei Säulen des Übersetzerhonorars sind. Wie die Cyborgisierung von Arbeitnehmerin und Unternehmen aussehen soll. Und wozu bei alldem ein »Verband« nütze ist. Darum geht es in dem Vortrag und Austausch: um Respekt und Honorarberechnung, um Gewerkschaft und Standards, um Stammtische und Initiativen – kurz: um die soziale Dimension der Selbstständigkeit.

Als Sachbuchübersetzer (Konings, Bettelheim, Douzinas) ist Andreas G. Förster langjähriges und aktives Mitglied des Übersetzerverbands VdÜ - und eines ver.di-Ortsvereins. Gemeinsam mit Kolleginnen rief er den Moabiter Übersetzerinnenstammtischs ins Leben, hat aber auch Erfahrung als Anarchist bei Gericht und als Paketfahrer in Mitte.